Der öffentliche Personennahverkehr


Die öffentlichen Verkehrsmittel sind für das Funktionieren von modernen Städten unabdingbar. Davor war es in den Städten so, dass die Menschen ihren Arbeitsplatz zu Fuß erreichen konnten. Diese Art der Stadt wurde von der neuen Stadt ersetzt, die von einer Zersiedlung und dem Bedürfnis nach dem Pendeln zwischen dem Heim und der Arbeit - oft über lange Strecken - gekennzeichnet ist. Diese neue Stadtlandschaft, die sich an Fahrzeuge orientiert, wurde bewusst von der Ölindustrie und Autofirmen geschaffen. In den Vereinigten Staaten kauften sie landesweit die öffentlichen Verkehrssysteme auf und nahmen sie dann gnadenlos auseinander, um sicherzustellen, dass die Menschen keine Wahl hatten, außer, Fahrzeuge zu kaufen und zu nutzen. In Europa, Asien und in gewissem Maße in Kanada haben die öffentlichen Verkehrsmittel stets eine wichtigere Rolle gespielt, aber auch in diesen Fällen, und tatsächlich auf der ganzen Welt, wird der Besitz von Autos als Symbol von Erfolg und Wohlstand betrachtet. Fast überall haben Regierungen Richtlinien eingeführt, die Fahrzeuge, Straßen und Autobahnen statt die öffentlichen Verkehrsmittel begünstigen.

Wenn erfolgreiche Menschen Autos fahren, dann können diejenigen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ganz einfach als Nieten betrachtet werden. Die ehemalige britische Premierminister in Margaret Thatcher sagte einst scheinbar: "Ein Mann, der älter als 26 Jahre ist und dennoch den Bus nimmt, ist ein Versager". Einstellungen wie diese führten dazu, dass Regierungen auf der ganzen Welt den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verhungern ließen und stattdessen massive Subventionen liefern, die dem Schaffen und Aufrechterhalten von Straßen und anderen Infrastrukturen dienen, die die Fahrzeuge benötigen.

Aber eines der Paradoxe der Städte, die von Fahrzeugen dominiert werden, ist, dass sie ohne die öffentlichen Verkehrsmittel nicht funktionieren können. Die meisten Menschen, die die schlecht bezahlte Arbeit tun, ohne die die modernen Städte überhaupt nicht überleben können, sind nicht in der Lage, Autos zu kaufen und zu bedienen - und wenn sie es könnten, dann wären die Städte von dem Stau wie gelähmt. Der urbane Kapitalismus ist auf Mindestlohnjobs und prekärer Beschäftigung angewiesen, also muss der Staat ein gewisses Maß an ÖPNV für die Menschen bieten, die solche Arbeit leisten.

Jedoch ist das, was der Staat bietet, allzu häufig unzureichend und unzuverlässig. Warum sollte man mehr Geld als nötig ausgeben, um den Bedürfnissen der Arbeiterklasse und der armen Menschen entgegenzukommen, die oft Einwanderer sind und zu ethnischen Minderheiten gehören?

Weltweit gibt es Bewegungen von Nutzern des ÖPNV, die für bessere öffentliche Verkehrsmittel kämpfen. Eine wesentliche Perspektive, die viele solcher Kämpfe leitet, ist die Vorstellung, dass der ÖPNV kostenlos sein sollte, also nicht durch die Fahrpreise, sondern durch Steuereinnahmen finanziert werden. Dies ist der Fall bei Straßen: ihr Bau und ihre Aufrechterhaltung werden von Steuergeldern finanziert und nur selten von Nutzungsgebühren.

Nur ein kostenloser ÖPNV wäre jedoch unzureichend. Wir brauchen außerdem einen guten ÖPNV, der regelmäßig verkehrt und das auch in den Orten, die die Nutzer fordern. Er sollte zudem angenehm und sicher sein. All dies erfordert erhebliche, neue Investitionen.

Die Kosten für das Errichten und Anbieten des öffentlichen Verkehrssystems kann nicht länger ignoriert werden. Immobilienentwickler setzen die Zersiedlung weiterhin fort und verschlimmern sie. Sie bauen weit verstreute Unterteilungen, die vom ÖPNV in keiner sinnvollen, bezahlbaren Weise bedient werden können. Dadurch verschlimmern sie die Abhängigkeit der Gesellschaft von Autos in einer Zeit, in der die Klimakrise von uns verlangt, dass wir unsere Abhängigkeit von Autos drastisch reduzieren. Es ist ersichtlich, dass die Maßnahmen der Regierungen wenig Einfluss auf das Verhalten der Immobilienentwickler hatten. Das Problem, dass wir früher oder später ansprechen müssen, ist die Frage des privaten Landbesitzes, also die merkwürdige, dass die Wohlhabenden und die Unternehmen in der Lage sein sollten, Land zu kaufen und damit zu machen, was sie möchten.

Die Probleme rund um das Thema ÖPNV, wie beispielsweise das, welches in den unten zu findenden Beiträgen über Belo Horizonte, Brasilien und Los Angeles waren in der Hinsicht erfolgreich, dass sie Allianzen zwischen Fahrern und Fahrgästen bildeten. Die Lieblingstaktik der Regierung ist es, die "gierigen" Fahrer für die hohen Fahrgebühren und dem schlechten Service verantwortlich zu machen, da scheinbar ihre Forderungen nach anständigem Gehalt und Arbeitsverhältnisse den Regierungen keine andere Wahl lassen, außer, die Gelder für den Service zu kürzen. Teilen und Herrschen ist die Lieblingsstrategien von Machthabern. Um erfolgreich zu kämpfen, müssen wir diese Strategie erkennen und ablehnen.

17. März 2017.